Ein Wochenende im Kloster in Münsterschwarzach
Nachdem die Umsetzung dieser Idee bisher immer an Terminproblemen gescheitert war, nahmen wir uns dieses Jahr fest vor, sie endlich zu realisieren. Unsere Wahl fiel auf Münsterschwarzach, und am Wochenende nach Pfingsten ging es dann nach etlichen Doodle-Umfragen, ersten Planungen und Umplanungen endlich los!
Wir wurden mit so gutem Wetter gesegnet, dass schon der erste Abend trotz Berufstätigkeit am Vormittag und einer Anreise von 3 Stunden zu einem Spaziergang einlud. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir den Tagesablauf, der in Münsterschwarzach durch die Stundengebete gegliedert ist, noch nicht wirklich realisiert. Im Laufe des Wochenendes wurden diese jedoch auch für uns zu einem festen Rhythmus des Tages. Sie halfen uns, mit dem Leben vor Ort vertrauter zu werden und tiefer in die Spiritualität der Psalmen einzutauchen. Unser eigenes Programm, das wir uns im Vorfeld überlegt hatten, wie beispielsweise den biblischen Austausch zum Sonntagsevangelium oder eine zweistündige Wegstrecke mit Stationen und meditativen Erfahrungen, musste mit etwas mehr Flexibilität als erwartet dazwischen seinen Platz finden.
Ganz besonders fiel uns die Gelassenheit und die Herzlichkeit auf, mit der wir als Gäste in das Leben der Abtei eingebunden wurden. Stimmte etwas mit dem Zimmer oder ein Detail der Buchung nicht, fand sich schnell ein Weg, so dass wir uns um nichts sorgen mussten. Außerdem band uns Pater Adam, der an diesem Wochenende für unseren Speiseraum verantwortlich war, auf eine besondere Weise in die Gemeinschaft ein: Er war sehr aufgeregt, weil der gebürtige Amerikaner zum ersten Mal eine Predigt auf Deutsch und noch dazu während der beiden Hauptmessen hielt. Ohne Scheu ließ er uns im Vorfeld an seinen Bedenken teilhaben, so dass wir am Sonntag so aufmerksam wie selten einer Auslegung des Evangeliums lauschten.
Des Weiteren hatten wir ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit Pater Udo, der uns mit humorvollen Kommentaren über die Entstehung der Stundenbücher sowie witzigen Anekdoten über das Zusammenleben der Brüder dennoch sehr ernsthafte Einblicke in das Leben einer Ordensgemeinschaft im Allgemeinen und der in Münsterschwarzach im Besonderen gab. Offen konnten wir alle Fragen stellen und erfuhren in dem etwa zweistündigen Gespräch viel darüber, was „hinter den Kulissen“ stattfindet, um diese große Einrichtung am Laufen zu halten und dabei gleichzeitig eine christliche Lebensweise auf allen Ebenen des Alltags zu verwurzeln – in der Verwaltung genauso wie in der Schule, in der Landwirtschaft und im Zusammenleben der Menschen, die sich an diesem Ort begegnen.
Neben den positiven Erfahrungen bezüglich des Klosterlebens auf Zeit konnten wir die Gemeinschaft in der Gruppe genießen. Auch wenn wir uns aus dem Alltag weniger vertraut waren, übernahm jeder seine Verantwortung, um das Wochenende entsprechend zu gestalten. Dadurch entstand unter uns eine sehr angenehme Atmosphäre und wir lernten uns besser kennen. Ein besonderes Highlight stellte hierbei ein weiterer abendlicher Spaziergang durch ein nahegelegenes Labyrinth dar, welches die Schüler des auf dem Gelände befindlichen Gymnasiums angelegt haben. Spontan liefen wir schweigend die verschlungenen Pfade, um uns in der Mitte um eine Rose zu versammeln und neben der Erörterung des philosophischen Sinns eines Labyrinths den Gedanken über das Leben freien Lauf zu lassen.
Wir hoffen, dass alle, die dieses Mal nicht dabei sein konnten, Lust bekommen haben, ein weiteres Wochenende im Kloster zu verbringen. Nach unserer Erfahrung würden wir nämlich sagen: Es lohnt sich, diese Auszeit vom Alltag bewusst zu nehmen und trotz vieler Aufgaben, Gedanken und Verantwortungen zu Hause dennoch dabei zu sein!